Viel zu lange ist es schon her, dass wir einen gemeinsamen Familienausflug unternahmen. Umso größer ist die Vorfreude auf unser erstes Ausflugsziel dieses Jahr. Unser heutiges Ziel ist das UnterWasserReich Schrems im nördlichen Waldviertel nahe der tschechischen Grenze. Diese ursprüngliche, waldreiche Gegend mit ihren weitläufigen Getreidefeldern, Mohnblumenfeldern und Wäldern ist immer eine Reise wert. Hier treffen sagenumwobene Plätze auf Natur pur, Urtümlichkeit und rustikalen Charme. Die Landschaft ist übersät mit sanften Hügeln, unberührter Natur und den charakteristischen, riesigen Wackelsteinen. Das UnterWasserReich liegt nahe des Hochmoores Schrems, ein Gebiet, das im Jahr 2000 zum Naturpark erkoren wurde und sich auf insgesamt 300 Hektar zwischen den Gemeinden Schrems, Langschwarza und Gebharts erstreckt. Es zählt zum größten Hochmoor Niederösterreich.
Wir passieren vom Zentrum Schrems kommend das öffentliche Moorbad und erreichen wenige Meter dahinter den großflächigen Parkplatz des Besucherzentrums UnterwasserReich. Von hier aus starten auch die Rundwanderwege rund um das nahegelegene Hochmoor und das Highlight, die zwanzig Meter hohe Himmelsleiter, ein architektonisches Kunstwerk aus Fichtenstämmen, welches einen schwindellerregenden Blick über das Hochmoor freigibt. Das Hochmoor von Schrems ist eine Einzigartigkeit für sich. Es ist nicht nur optisch eine wahre grüne Insel abseits von Hektik und Stress, sondern ist auch von großer ökologischer Bedeutung.
Vor dem Eingang des Besucherzentrums gibt die sonnenüberflutete Holzterrasse des Cafés einen atemberaubenden Blick auf die angegliederte Wasserwelt. Hier wuchert Schilf und verschiedenste Wasserpflanzen, die für das einheimische Gewässer typisch sind. Unmittelbar neben der Terrasse und den Panoramafenstern des Besucherzentrums breitet sich der großflächig gestaltete Schaugarten, der die „Natur im Garten“-Plakette trägt, aus. Der kleine Shop ist gut sortiert und wartet mit regionalen Produkten und ausgewähltem Sortiment für NaturliebhaberInnen zum Thema Wasser.
Im Besucherzentrum wird den BesucherInnen kindgerecht das Thema Hochmoore und deren Wirksamkeit für das Ökosystem nähergebracht. Wissen für Klein und Groß, das sehr ansprechend und interessant aufbereitet wurde.
In der Sonderausstellung können wir in die Geschichte des Moorstechens dieser Region, von Beginn des Abbaus im Jahre 1818 bis in die 80er Jahre, eintauchen. In einem sehr aufwendigen, kräfteraubenden Prozess wurde im Bereich hinter der Himmelsleiter anfangs manuell Torfabbau betrieben, indem mit eigens dafür konzipiertem Werkzeug wie dem Torfspaten die traditionellen Torfziegel ausgestochen wurden. Besonderes Augenmerk wird heutzutage auf den Erhalt dieser schützenswerten, klimarelevanten Region, gelegt. Und wir wissen: Wir verzichten zukünftig auf Blumenerde mit Torf!
Im Anschluss an die Sonderausstellung erkunden wir den Wassergarten, der wie ein Labyrinth von einem Netz aus Stegen und Holzterrassen durchzogen ist. Wir tauchen ein in die Vielfalt der Feuchtgebiete rund um den Teich bis hin zu den Anfängen des Hochmoores, umgeben von Libellen, Kaulquappen, Fröschen und –vielleicht sogar einer heimischen Wasserschlange! Für uns geht’s weiter zur Fischotterfütterung, wo wir im Fischotterteich einem jungen Fischotter beim Tauchgang zusehen können und nebenbei viel Wissenswertes über die wendigen Meisterschwimmer erfahren. Wusstet ihr beispielsweise, dass Fischotter eigentlich wasserscheu sind?
Auch der Wasser-Erlebnis-Parcours und die Seilzug-Flosse sind absolute Highlights für die Kinder.
Während wir den Kids beim fröhlichen Treiben zusehen, genießen wir in aller Ruhe das einzigartige Flair dieser Landschaft. Als die Sonne sich hinter den dicht verhangenen Wolken nun endlich zeigt, lassen wir die Füße in das kühle Nass baumeln. Zartrosa Seerosen überziehen das Wasser wie einen Teppich. Die Kinder sind extrem entspannt, was wohl auch daran liegt, dass sich hier keine Menschenmassen tummeln und sie die Möglichkeit haben, sich so richtig auszutoben.
Gegen 17 Uhr ziehen dunkle Regenwolken auf. Wir beschließen dennoch, zum Abschluss unseres Besuches Richtung Ausläufern des Hochmoores mit der Himmelsleiter zu wandern.
Das architektonische Meistwerk des renommierten Architekten Manfred Rapp zeugt von hervorragender Baukunst mit dem Material Holz. Man muss es einfach gesehen haben! Der etwa 25-minütige Fußweg führt durch satte, weitläufige Wiesen und Waldstücke und man kann bereits erahnen, wie sich so ein Hochmoor anfühlt. Am Ende des Moorlehrpfades erreichen wir die Himmelsleiter. Wir erklimmen das imposante und zugegeben auch etwas furchterregende Gerüst (sofern man nicht ganz schwindelfrei ist) mit ausladender Plattform in 20 Metern Höhe, für das riesige Fichtenstämme aneinandergereiht wurden. Wir beschließen beim nächsten Mal unbedingt mehr Zeit einzuplanen, um die Wanderwege und das Moortretbecken beim Prügelsteig zu erkunden. Wir kommen wieder!
Das UnterwasserReich ist perfekt für alle naturverliebten AusflüglerInnen mit Kindern verschiedenster Altersstufen, die in die Welt des Hochmoores eintauchen wollen. Das Besucherzentrum ist sehr kindgerecht und hochinteressant für Klein und Groß konzipiert. Es bietet dabei noch jede Menge Freiraum über das weitläufige Areal hinweg. Ein Ausflugsziel, das sowohl zum Entspannen einlädt, als auch für Action sorgt, fernab von Menschenmassen, dafür umso näher bei der Natur.
Anreise:
Mit dem Auto
von Krems etwa 70 min - B37 bis Zwettl, B36 bis Vitis, B2 bis Schrems
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
von Krems mit dem Regionalbus 170 bis Schrems,
von Wien kommend mit dem Regionalzug 2110 bis Schrems.
Mitbringen: optional Verpflegung, Kopfbedeckung, Sonnencreme, festes Schuhwerk, altes Handtuch (Moor-Tret-Becken)
Gastronomie: Café mit großer Sonnenterrasse am Teich im Unterwasserreich Schrems mit angegliedertem Spielplatz und Shop zu den Hauptthemen Wasser, Natur, Waldviertel. (Kartenzahlung möglich)
Wie haben uns pro Erwachsenen € 13,- gespart.